Auswanderer ABC

B

Baarschaften, und Wechsel (s.d.) müssen auf der Reise recht geheim gehalten werden; denn überall lauern eine Menge Leute auf den bemittelten Auswanderer, welche es sich zur Aufgabe machen, ihn möglichst vollständig zu rupfen.

Baltimore, Agentur der Deutschen Gesellschaft; South Charlestr., Ecke Vinstr. - Consuln für Preußen, Sachsen und Würtemberg: F. C. Brauns; Hamburg: Fr. Rodewald; Bremen: A. Schumacher; Hannover: E. Urlaub. - Fahrpreise: 7 Doll. nach Newyork und Richmond, 10 nach Wheeling, 11 nach Pittsburg, 16 nach Wilmington, Nord=C., 21 nach Charleston. Billiger reist man auf den nach allen Richtungen täglich abgehenden Dampfbooten.

Banknoten, amerikanische, nimm nicht an: es cirkulieren viele falsche, mit denen der Nichtkenner leicht anzuführen ist.

Berlin. Wem die bisherigen Tendenzen, Worte und Thaten des "Central=Vereins für die deutsche Auswanderungs= und Kolonisations=Angelegenheiten" geeignet erscheinen, Vertrauen einzuflößen, dem ist Consultirung desselben mit Recht zu empfehlen.

Boston. Consuln für Preußen: G. Geßler; Oesterreich: J.W. Langdorn; Hamburg; E. Moring: Bremen: Th. Searle. - Die Seereise von Liverpool nach Boston ist um 235 eng. Meilen kürzer als die nach Newyork. Passagiere werden von der Packetlinie Train u. Co. frei ab Hamburg oder Rotterdam bis Albany und Newyork übernommen.

Braunschweig. Gutes und billiges Nachtquartier bei Helmcke "Zur Hallischen Landkutsche" und in der Schuhmacherherberge.

Bremen. Schiffs=Expedienten und Makler:

  • 1) F. W. Bödeker, H. A. Heineken Nachfolger;
  • 2) J. H. Buschmann;
  • 3) v. Buttel u. Co.;
  • 4) C.A. Heineken u. Co. (für die DD. "Washington" und "Hermann");
  • 5) Ed. Ichon;
  • 6) Carl Joh. Klingenberg;
  • 7) Lüdering u. Co.
  • 8) C. Pokrantz u. Co.;
  • 9) Rodewald u. Ropers;
  • 10) Schröder u. Co. ;
  • 11) Wm. Stisser u. Co.;
  • 12) F.J. Wichelhausen u. Co.;

Unerfahrene glauben nach Ankunft daselbst nichts Eiligeres zu thun zu haben, als ihr Gepäck in Empfang nehmen und ins Quartier schaffen zu müssen. Klüger und Kosten=ersparender aber ist es, sich erst dann darum zu bekümmern, wenn das "Nachweisungsbureau des Vereins zum Schutze der Auswanderer" oder der betr. Schiffs=Expedient Anleitung gegeben hat, wie es am zweckmäßigsten und billigsten zu bewerkstelligen. 24 Stunden lang wird für Lagern der Gepäckstücke am Bahnhofe nichts berechnet. Das genannte Bureau befindet sich auf dem Bahnhofe und gibt über Alles, was dem Auswanderer zu wissen nöthig, z.B. welche Logirhäuser durch freundliche Localitäten, gute Bewirthung und mäßige feste Preise sich empfehlen, wo solide Einkäufe zu machen und ohne Verlust Geld zu wechseln, unentgeltliche Auskunft mit mit rühmlichem Eifer.

Schomburgs Auswandererhaus (Grünstraße No 98) rechnet für Passagiere erster 1/2 Reichsthaler, zweiter Classe 8 gGr. pr. Tag, Kinder unter 10 J. die Hälfte.

Der gute Ruf des größten Theils der Bremer Schiffe würde unbedingt, jeder Concurrenz die Spitze bieten, sobald eine Association zu Stande käme, welche der bisherigen unhaltbaren Praxis durch zeitgemäße, früher oder später gar nicht zu umgehende Reformen ein Ende machte. Vor allen Dingen müßte die Beförderung der Passagiere nach Bremerhaven pr. Kahn entweder ausgerottet, oder durch Bugsir=Boote erträglicher gemacht und eine reguläre Packetfahrt eingerichtet werden, welche im Stande wäre, die Aufeinanderfolge der die Linie bedienenden Schiffe mit möglichster Zuverlässigkeit zeitig genug im Voraus anzukündigen un die vielgerügte Schein=Parade, das unwürdige Gaukelspiel mit Schiffsnamen, welche nur ausnahmsweise zutreffen, in den Zeitungs=Anzeigen, Agentur=Circularen und Contracten zu beseitigen. Die Zeiten, wo der Auswanderer jedes beliebige Schiff, und wäre es ein non plus ultra von Classe A1., sich ruhig oktoryiren ließ, werden bald vorüber sein. Ist es doch nicht einmal dem Kaufmanne gleichgültig, mit welchem Schiffe seine Waarenballen gehen! Um wie viel weniger ist es Leuten, die außer Hab und Gut auch ihr Leben einsetzen, zu verdenken, wenn sie sich eine willkürliche Behandlung hinsichtlich der Schiffsfrage nicht länger gefallen lassen.

Louisd'ors, gleichviel welchen Gepräges (auch Friedrichsd'ors kosten nur 5 Rb Gold) sind für alle in Bremen abzumachenden Geschäfte die vortheilhafteste Münzsorte, nächstdem preußischen Thaler und rheinischen Gulden, wogegen an Kronthalern und Conventionsmünze verloren wird.

Banquier und Geldwechsler: Schulze u. Wolde (Stintbrücke No 1.)

Bremen=Bremerhaven. Die mit Ausnahme der Kost unentgeltliche Beförderung der Auswanderer von Bremen nach Bremerhaven wird noch bis auf den heutigen Tag pr. "Weserkahn" bewirkt, und zwar nicht selten mit der äußersten Langsamkeit. Selbst bei erträglichem Wetter ist diese Fahrt mit so vielen Schattenseiten verbunden, daß die meisten bemittelten Auswanderer es vorziehen, eine Tour, zu welcher der Kahn, wenn's gut geht, ein paar Tage, unter Umständen aber noch viel mehr (!) Zeit gebraucht, auf eigene Kosten in wenigen Stunden pr. Dampfschiff zurückzulegen. Bei schlechtem Wetter ist die Kahnreise vollends schauderhaft. Es wäre daher allen Auswanderern zu rathen, auf diese berüchtigte freie Kahnfahrt zu verzichten und das Dampfschiff=Fahrgeld darum zu geben, wenn ihr Unterkommen und Unterhalt dann ohne Weiteres Sache der Expedienten wäre. Allein in dem Contracte steht ja: "Sobald das Flußschif in Bremerhaven angekommen, fängt die freie Beköstigung an. " und das Gesetz macht zwar die Expedienten für Freihaltung Ihrer Passagiere "von der Zeit des Eintritts Ihrer Verpflichtung zur Beförderung pr. Seeschiff" verantwortlich, ohne jedoch diesen Termin klar zu bezeichnen und das Offenlassen von Hinterthürchen zu vermeiden. Demnach habe die am 2. oder 16. pr. Dampfschiff von Bremen nach Bremerhaven fahrenden Auswanderer das Vergnügen, Kost und Logis so lange aus Ihrem Beutel zu bezahlen, bis es den Kähnen gefällig ist, anzukommen! - Eine für zeitgemäße Reformen und Fortschritte ernstlich thätige Minorität unter den Rhedern und Expedienten hat diesen wundesten Fleck der Bremer Auswandrer=Beförderung noch nicht zu heilen vermocht. Da muß denn das scharfe Messer der Oeffentlichkeit ein wenig nachhelfen.

Bremerhaven. Eine weitere Folge des bisherigen Bremer Geschäftsganges ist häufiger Mangel an Aufnahme=Bereitheit der Schiffe, in Folge dessen die Passagiere manchmal Wochenlang warten müssen, bevor sie eingeschifft werden können. Das kasernenartig gebaute Riesenlogirhaus verdankte sein Entstehen nur der unprompten Praxis. Man zahlt daselbst 12 Groten pr. Tag und Kopf für Kost und Logis, sowei 2 Groten pr. Stück für den Transport der Effecten. "Von der Zeit des Eintritts Ihrer Verpflichtung zur Beförderung pr. Seeschiff an" liegt den Expedienten ob, Ihre Passagiere hier freizuhalten. - Auch Cajüt=Passagiere finden Aufnahme, ziehen aber andere Häuser (z.B. Hotel Greß) meistentheils vor.

Briefevorangegangener Freunde und Verwandten sind nur selten vollkommen glaubwürdig, weil sie oft früher geschrieben als gereifte Erfahrungen erworben werden, weil der Reiz der Neuheit oft blendet oder man sich schämt, Täuschungen einzugestehen, oder auch, weil die Ansiedler noch schwach bevölkerter Gegenden natürlich wünschen müssen, daß die Bevölkerung baldmöglichst dichter werde.

Brod, siehe "Extra=Proviant."

Buffalo. Beschwerden sind bei der Agentur der Newyorker Einwanderungs=Behörden anzubringen. - Nachweisungsbureau von G. Deis No 72 zweite Straße.

Burlington, Iowa: Rechtsanwalt Henry Kompe.

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